Autonome mobile Roboter zur Optimierung der logistischen Abläufe

Ausgangssituation

Die Werkserweiterung und die damit verbundene Vergrößerung der mechanischen Fertigung bei ENGEL in St. Valentin führte zu einem erhöhten Verkehrs- und Transportaufkommen. Der interne Transport hatte stark mit knappen Ressourcen zu kämpfen. Daher wurde nach einer Lösung gesucht, um die innerbetriebliche Logistik zu optimieren.

Lösung

ENGEL hat sich für den Einsatz autonomer mobiler Roboter (AMR) von Mobile Industrial Robots (MIR) zur Optimierung der logistischen Arbeitsabläufe entschieden. Es handelt sich dabei um fahrerlose Transportsysteme (FTS), die mit dem österreichischen Vertriebspartner ESCAD Austria GmbH implementiert wurden. Seit August 2020 ist ein MIR250 für Kleinladungsträger (Kisten) und seit Juli 2021 ein MIR1000 für Großladungsträger (Europaletten) im Einsatz.

Die FTS transportieren das Material zwischen den Bearbeitungsmaschinen in der mechanischen Fertigung und dem Lager. Die Mitarbeiter loggen sich auf einer webbasierten Benutzeroberfläche ein und fordern per Mausklick einen FTS für einen Transportauftrag an. Wenn zum Beispiel ein Teil zum Konservieren („Tauchen“) geschickt werden soll, klickt der Mitarbeiter an der Bearbeitungsmaschine auf den Button „Tauchen“, danach fährt ein MIR250 zum Arbeitsplatz und dockt dort an. Der Mitarbeiter schiebt die Kiste mit dem Material manuell auf den FTS, der danach zum Arbeitsplatz „Tauchen“ fährt und dort die Kiste automatisch an die Rollbahn übergibt.

Ein entscheidender Faktor für die Auswahl dieses Systems war, dass die Routen selbstständig, d. h. ohne externe Unterstützung definiert werden können. Die Mitarbeiter der Logistikplanung fahren dazu die Transportwege mit einem FTS in Schlangenbewegungen ab. Der Roboter scannt mit Sensoren die gesamte Umgebung und speichert die entstandene digitale Karte ab. Innerhalb weniger Stunden wird so ein neuer Fahrweg definiert. Alle Fahrten können anschließend per Drag-and-drop optimiert werden, z. B. um Fahrgeschwindigkeiten anzupassen oder ein Hupsignal vor einer Kreuzung auszulösen. Gespeicherte Strecken können auch auf weitere Roboter übertragen werden. Zusätzlich sind die Mitarbeiter aus dem internen Transport geschult, kleine Störungen, vor allem in der zweiten und dritten Schicht, selbst zu beheben.

Einsatzgebiete

  • Transport von großen Halbfabrikaten auf Paletten und kleinen Halbfabrikaten in Kisten von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz
  • Transport von Kleinteilen in Kisten zur Einlagerung in das automatische Kleinteilelager (Transportkiste ist gleich die Einlagerungskiste)
  • Transport von Spänen zur automatischen Späneentleerungsanlage
  • Transport von Werkzeugen vom Werkzeuglager zu den einzelnen Kostenstellen

Nutzen

Der größte Nutzen besteht darin, dass die FTS monotone, zeitaufwendige und nicht wertschöpfende Aufgaben übernehmen. Dadurch kann das Logistikpersonal entlastet und für anspruchsvollere, wertschöpfende Tätigkeiten eingesetzt werden, was gerade in Zeiten von Fachkräftemangel enorm wichtig ist.

Zusätzlich ergeben sich folgende Vorteile durch den Einsatz der FTS:

  • Reduktion der Anzahl der Staplerfahrten
  • Optimierung und Effizienzsteigerung der innerbetrieblichen Logistik
  • Sensibilisierung des Staplerpersonals zu mehr Vorsicht aufgrund des Mischverkehrs
  • Erhöhung der Sicherheit, weniger Beschädigungen

Kurzvorstellung des Unternehmens

ENGEL mit Stammsitz in Schwertberg, Österreich, ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Kunststoffmaschinenbau. Von einzelnen Spritzgießmaschinen bis zu integrierten und automatisierten Produktionszellen bietet ENGEL aus einer Hand maßgeschneiderte Lösungen für die Thermoplast-, Duroplast- und Elastomerverarbeitung an.

Mit Spritzgießlösungen von ENGEL werden zum Beispiel Automobilkomponenten, Gehäuse und weitere Bauteile für Elektro- und Elektronikprodukte, Haushaltswaren, Spielwaren und Freizeitartikel, Verpackungen sowie Produkte für Medizintechnik und Healthcare hergestellt. Die führende Marktposition von ENGEL beruht auf zwei Eckpfeilern: Einerseits das Hochtechnologiegeschäft, das ständige Weiterentwicklungen initiiert, und andererseits die Produktion großer Stückzahlen, was kostenintensive Entwicklungen finanzierbar macht.

Mit neun Produktionswerken in Europa, Nordamerika und Asien sowie Niederlassungen und Vertretungen in über 85 Ländern ist ENGEL weltweit präsent. Die Exportquote beträgt ca. 95 %. Seit seiner Gründung 1945 ist ENGEL bis heute zu 100 % in Familienbesitz.

Autor

Jochen Wolfinger

ENGEL AUSTRIA GmbH
Ludwig-Engel-Straße 1
4311 Schwertberg
www.engelglobal.com

© StEP-Up

Weitere konkrete Lösungen zum Thema „Industrie 4.0“ aus der industriellen Praxis finden Sie in der StEP-Up-Publikation „Industrie 4.0 in der Anwendung. Konkrete Lösungen aus der industriellen Praxis.“

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